Mutinies - OUTLIKEALIGHT - SD-122
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DownloadEinnehmende Hitze im Freien, gebändigtes Chaos auf den Ohren. Spheredelic liefert pünktlich zum Sommerbeginn genau den richtigen Soundtrack für hitzige Sommernächte: technoide Synthpop-Dystopien, die wie eine popkulturelle Referenz auf noch lange vor uns liegende Zeiten wirken.
Stellen wir uns folgende Situation vor: Unser Fluggefährt schießt in schroffen Kurven durch nicht endende wollende Fluchten aus verspiegelten Häuserschluchten, vorbei an hochhausgroßen Hologrammwerbetafeln, die den nächtlichen Nebel in aberhunderten neonfarbenen Nuancen erleuchten lassen. Alles flackert visionär bunt, rauscht in ekstatischer Schnelligkeit vorüber. Aus dem Radio drängen versatile, technoid wirkende Drumrhythmen unentbehrlich nach vorne, während sich eine ätherisch summende Frauenstimme vor dystopischen, mal verhallten, mal knisternd-klaren Synthesizer-Flächen und -melodien entlädt. So vielleicht lässt sich der eklektische Stilmix von Mutinies neuem Album OUT LIKE A LIGHT beschreiben, das im Laufe des vergangenen Halbjahres binnen etlicher Studio- und Livesession kontinuierlich entworfen, verworfen, verändert und letztendlich zu einem ziemlich stringenten Gesamtwerk zusammengewoben wurde. Das Kieler Duo, bestehend aus Timo (Musikpoduktion) und Sina Konicz (Texte und Gesang), amalgamiert mit seinem großen Arsenal an Drummachines und Synthesizern ein hybrides Klanggebilde, das Elemente von Dark-/New-Wave über Elektro-Pop bis hin zu experimentellem Modulartechno umspannt – und eben genau das liefern könnte, was bei filmischen Zukunftsdystopien wie Blade Runner 2049 im Fluggleiterradio laufen könnte.
Akustisch rangieren Mutinies irgendwo zwischen Grimes ähnlichem, jenseitigem Synthpop, Boy Harsher Dark-Wave Düsterness und drumlastiger Egyptian Lover Electrofusion. Das Spektrum an Klängen kann dabei aber auffallend divers ausfallen. Mal stechen insbesondere die Synthesizer fast schon Streicher-ähnlich orchestral hervor (FATFF), mal bewegen sich IDM typische, luftige Synthpattern in sich wiederholenden Schleifen à la Aphex Twin (LEAVE A FIRE) zu hämmernden Drums. Vor allem die Schnelligkeit und Dynamik der meisten Songs sticht dabei heraus. Aber auch langsamer, fast schon droneartig ambient, kann es bei Mutinies Klangkreationen zugehen. Auf EXHALE etwa wummert ein minimalistischer Saw-Bass zu Halftime-Drums und schrillen, sirenenhaften Synthie-Flächen, die sich in zerstückelten, bis zur Unkenntlichkeit bearbeiteten Vocals auflösen. Was hier elektronischer Klangerzeuger und digital editierte Vokaleinlage ist, bleibt offen – der verheißungsvollen, dystopisch-visionären Tiefe des Songs trägt das aber vollends positiv bei.
Was alle musikalischen Nuancen auf OUT LIKE A LIGHT letztendlich zu verbinden scheint, ist der allgegenwärtige Einsatz von kräftigen, komprimiert-zischenden Drums und die in langen Phrasen hauchende Stimme Sina Konicz’s, die sich in ihrer Kombination wie ein strukturierendes Gewebe über das ansonsten eher chaotische Schreien, Dröhnen und Wummern der vielen Synthesizer- und Klangerzeugerspuren legen. Jene Ankerpunkte formieren eine Art lose Popsongstruktur in den ansonsten auch in sich durchaus heterogenen Produktionen. Und dieses Führenlassen von Stimme und Drums durch eine geradezu dystopisch-chaotische Zukunftsarchitektur mitsamt aufflackernden, polyphonen Synth-Voices und wummernden Bässen hat seinen ganz speziellen Reiz. Auf geht’s, Turbinen an und Abheben in die technoide Synth-Pop Dystopie von OUT LIKE A LIGHT.